Soloselbständige brauchen Hilfe in der Krise

27.10.2020

Vor dem Hintergrund der steigenden Infektionszahlen werden die Forderungen immer lauter, soloselbstständigen Künstlerinnen und Künstlern mehr Unterstützung zukommen zu lassen. Die DOV kämpft dafür seit Beginn der Pandemie. Ein kurzer Überblick zum aktuellen Stand

Was brauchen Soloselbstständige, um die Krise zu überstehen?

Zusätzliche Hilfen jenseits der Grundsicherung, beispielsweise aus Mitteln der Kultur- und Kreativwirtschaftsförderung, die

1. nicht auf reiner Betriebskostenbasis basieren,
2. anteilig den Verbrauch für den Lebensunterhalt zulassen und
3. sich beispielsweise am Durchschnitt der Einnahmen der letzten drei Jahre orientieren.

Wie sehen dagegen die aktuellen gesetzlichen Regelungen aus?

Bundesweit werden soloselbstständige Künstlerinnen und Künstler letztlich auf die Grundsicherung verwiesen. Viele Betroffene sind extrem frustriert, da sie unbedingt arbeiten und auftreten wollen, faktisch aber nicht dürfen. Außerdem versuchen einzelne Bundesländer in sehr unterschiedlichem Maß, mit befristeten Stipendienprogrammen zu helfen. Teilweise werden auch Clubs und Veranstalter gefördert, die dann wiederum projektweise Freischaffende beschäftigen sollen. Vereinzelt klappt das; aber nur so lange überhaupt noch Veranstaltungen möglich sind.

Welche weitere spezielle Unterstützung fordern wir für unsere Mitglieder?

Wir glauben, dass es speziell für den Kunst- und Musikbereich sinnvoll wäre, die Aufgaben und Leistungen der Künstlersozialkasse zu erweitern. Wenn es dort so etwas ähnliches wie ein Kurzarbeitergeld geben würde, für Zeiten mit geringerer Auftragslage, hätte die aktuelle Situation für die Betroffenen sehr viel besser abgefedert werden können. Das Beispiel der fest angestellten Künstlerinnen und Künstler bei Orchestern und Bühnen zeigt, wie gut Kurzarbeitergeld aus der Bundesagentur für Arbeit bislang gewirkt und Arbeitsplätze gesichert hat.

Vor welcher Perspektive steht die Kulturszene aktuell?

Ein Umfrage der britischen Musikergewerkschaft hat ergeben, dass in Großbritannien bis zu 30 Prozent der selbstständigen Musikerinnen und Musiker gegenwärtig an eine Berufsaufgabe denken. Das wäre ein gravierender Verlust. Für Deutschland haben wir dazu keine validen Daten. Doch je länger die pandemiebedingten Einschränkungen dauern, desto größer wird der Anteil derjenigen werden, die an eine berufliche Neuorientierung denken. Der Reichtum unserer Musiklandschaft muss unbedingt erhalten bleiben!

Neben zusätzlicher staatlicher Unterstützung ist letztlich entscheidend, wann sich der Konzert- und Veranstaltungsbetrieb normalisiert. Momentan rechnen wir damit leider erst im September 2021. Im Grunde sehnen sich Veranstalter wie Freischaffende nach endlich wieder mehr Planungssicherheit für ihre Aktivitäten. Dann fällt auch das Durchhalten leichter.