Unesco veröffentlicht Weltbericht zur Kulturpolitik

11.02.2022

Zehn Millionen Arbeitsplätze weniger – bis zu 40 Prozent weniger Einnahmen

Laut Schätzungen der Unesco sind 2020 rund zehn Millionen Arbeitsplätze in der Kultur- und Kreativwirtschaft der Pandemie zum Opfer gefallen. In ihrem Weltbericht zur Kulturpolitik mahnt die UN-Organisation deshalb Veränderungen an, um die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen besser zu schützen. Der Bericht Re|Shaping policies for creativity wurde erstmals 2015 vorgelegt und erschien am 8. Februar zum dritten Mal. Eine deutschsprachige Kurzfassung wird im Mai 2022 veröffentlicht.

Bessere Absicherung von Kulturschaffenden gefordert

Laut der Unesco-Studie wurden die öffentlichen Ausgaben für Kunst und Kultur bereits vor der Pandemie in vielen Ländern der Welt zurückgefahren. In der Krise sei der Kreativsektor dadurch besonders in Mitleidenschaft gezogen worden. Das habe die oft ohnehin schwierigen Arbeitsbedingungen im Kulturbereich noch einmal verschärft. Nach Zahlen der Weltkulturorganisation hatte die Branche in den untersuchten Ländern 2020 Einnahmenverluste zwischen 20 und 40 Prozent zu verkraften.

Die Pandemie habe deutlich gemacht, wie unzureichend Kulturschaffende abgesichert sind. Ihre Arbeitsbedingungen müssten verbessert werden. Neben einem Mindestlohn schlagen die Autorinnen und Autoren der Studie die Einführung von Renten- und Krankenversicherungssystemen für Freischaffende vor. In Deutschland existiert mit der Künstlersozialkasse bereits ein solches Modell.

Digitalisierung gerechter gestalten

Die zunehmende Verlagerung kultureller Angebote auf digitale Plattformen sei durch die Pandemie beschleunigt worden. Daraus ergäben sich Chancen. Doch es müssten auch dringend neue Vergütungssysteme entwickelt werden. Die Einnahmen von Streaming-Diensten seien deutlich gestiegen, aber nur die wenigsten Künstlerinnen und Künstler würden davon direkt profitieren. Die Mehrheit habe ihre pandemiebedingten Einnahmeausfälle durch Streaming-Angebote nicht ausgleichen können. Der Bericht schlägt eine gerechtere Vergütung der abgerufenen Inhalte vor.

Chancengerechtigkeit fördern

Auch in Sachen Geschlechtergerechtigkeit sieht die Unesco Handlungsbedarf. Aktuellen Zahlen zufolge werden weltweit nur etwa ein Drittel aller nationalen Kunstpreise an Frauen verliehen. Besonders in Führungspositionen seien sie weiter unterrepräsentiert. Die Autorinnen und Autoren der Studie schlagen vor, die öffentliche Finanzierung von Kunst und Kultur an Maßnahmen zur Gleichstellung zu knüpfen.

Die Studie können Sie hier abrufen.