Sicherung nachhaltiger Strukturen, Finanzierung und Entwicklungspotenziale
Stabile Kulturfinanzierung, auch für Orchester und Theater
Die Bewältigung der finanziellen Folgen der Coronapandemie wird die öffentlichen Haushalte in den kommenden Jahren stark belasten. Öffentlich geförderte Orchester und Theater sind von einer stabilen Grundfinanzierung vor allem durch Länder und Kommunen abhängig. Durch den mehrfachen Corona-Lockdown waren fast alle Kulturbetriebe zeitweise zur vollständigen Einstellung ihres Betriebs gezwungen. Wann wieder eine volle Besucherkapazität erreichbar ist, kann nicht sicher prognostiziert werden. Daher bedürfen viele Kulturbetriebe für eine weitere Übergangszeit zusätzlicher finanzieller Unterstützung.
Über 80 Prozent der Orchester und Theater in Deutschland werden von Kommunen getragen. Eine nachhaltige Sicherung von Orchestern und Theatern muss deshalb bei der Stabilisierung der kommunalen Finanzlage ansetzen. Die Haushaltslage vieler Kommunen ist durch die Einnahmeausfälle infolge der Coronapandemie besonders angespannt. Dies führt gegenwärtig zu einem besonders hohen Druck bei den Kulturausgaben für 2022 und 2023, auch für Orchester und Theater.
Forderung: Sonderförderung des Bundes
Um die über die Zeit der Coronapandemie einstweilen gesicherten Strukturen im Kulturbereich auch weiter zu erhalten, brauchen Kommunen eine befristete Sonderförderung. Dazu sollten bis Ende 2022 bereits bewilligte, bislang aber noch nicht verausgabte Haushaltsmittel bei der BKM (sogenannte Kulturmilliarde) zur einmaligen, direkten Stärkung kommunaler Kulturhaushalte eingesetzt werden. Sie sollen im Benehmen mit Haushaltsausschuss und Bundesrechnungshof mit einer Zweckbindung für kommunale Theater und Orchester versehen werden. Die Sonderförderung sollte nur auf Antrag von Kommunen, befristet und dann gewährt werden, wenn sich diese ihrerseits verpflichten, ihre Ausgaben für Orchester und Theater 2022 und 2023 inflationsbereinigt stabil zu halten. Als weitere Auflage sollten Orchester und Theater als Zuwendungsempfänger verpflichtet sein, Auftrittsmöglichkeiten für die örtliche freie Szene zu bieten.
Forderung: Nachhaltigere Finanzierung sichern
Orchester und Theater haben gute Aussichten, dass Vor-Coronaniveau bei Publikumsauslastung und Einnahmeentwicklung in der nächsten Zukunft wieder zu erreichen. Allerdings müssen seit langem bekannte strukturelle Finanzierungsprobleme konsequent behoben werden. Orchester und Theater gehören zur öffentlichen Daseinsvorsorge. Sie müssen konjunkturunabhängig und nachhaltig finanziert werden. Öffentliche Zuwendungsgeber müssen in ihrer Finanzplanung eine angemessene Tarifvorsorge für Orchester und Theater vorsehen.
Forderung: Verlässliche Rahmenbedingungen setzen
Orchester und Theater müssen auch selbst intensiv mittel- und langfristige Strategien entwickeln und umsetzen, um ihre Relevanz für die Gesellschaft und die Bevölkerung in ihrem Einzugsgebiet noch stärker und immer wieder neu zu beweisen. Dafür brauchen sie allerdings konkrete Entwicklungsperspektiven und verlässliche Rahmenbedingungen der öffentlichen Hand.
Berlin, 25.08.2021