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Lüneburger Symphoniker müssen spielfähig bleiben

05.06.2025

Staatsorchester Hannover und Philharmonisches Orchester Lübeck solidarisieren sich mit den Musiker:innen

Spontane Solidarität aus der Landeshauptstadt: die Musiker:innen des Staatsorchesters Hannover setzen sich für ihre Kolleg:innen in Lüneburg ein © Corinna Leonbacher

Berlin / Lüneburg – Bis Ende Juni werden der Kreistag Lüneburg und der Rat der Stadt über die Zukunft des Theaters und eine mögliche Verkleinerung des in der Stadt und der Region tief verankerten Sinfonieorchesters entscheiden. Die Orchestergewerkschaft unisono spricht sich gegen den geplanten Abbau von 10 Arbeitsplätzen auf 19 Stellen aus. „Wenn das ohnehin schon bundesweit kleinste Sinfonieorchester um ein Drittel schrumpfen würde, sind mit einem solchen Rumpfensemble Sinfonie- oder Familienkonzerte aus eigener Kraft nicht mehr möglich. Ein Abbau von Arbeitsplätzen wäre reine Symbolpolitik und Aktionismus. Er entspräche auch nicht dem erklärten Willen der Bürger:innen, die hinter ihrem Orchester stehen“, sagt unisono-Geschäftsführer Robin von Olshausen. „Wir brauchen eine gut durchdachte, langfristig nachhaltige Strategie. Dazu gehört ein spielfähiges Sinfonieorchester, das klassische Konzertformate anbieten kann, aber auch weiter in Kirchen und Schulen spielt, Crossover-Konzerte in der LKH Arena gibt und damit Konventionen aufbricht, Neues erforscht und Grenzen auslotet.“

Auch die Musiker:innen des Philharmonischen Orchesters aus Lübeck engagieren sich für die Lünburger Symphoniker

Mit über 15.000 Unterschriften haben die Lüneburger:innen gezeigt, wie wichtig ihnen ihr Orchester ist, das seit 1947 besteht. „Mit derzeit gerade mal 29 festen Stellen spielen die Musiker:innen nicht nur Familien- und Sinfoniekonzerte, sondern sogar Opern. Damit ist das Argument in der Beschlussvorlage für die politischen Entscheider:innen falsch, das Orchester sei ohne Aushifen nicht spielfähig. Das wäre erst der Fall, wenn tatsächlich Stellen abgebaut werden. Dass dies sozialverträglich erfolgen soll, bedeutet lediglich ein langsames und womöglich leises Sterben.“, sagt Olshausen. Ein Orchester, das seine Wandlungsfähigkeit so bewiesen hat wie die Lüneburger Symphoniker, wird auch in Fachkreisen und über die Region hinaus geschätzt. Das zeigt die spontane Unterstützung des Niedersächsischen Staatsorchesters aus der Landeshauptstadt Hannover und des Philharmonischen Orchesters der Hansestadt Lübeck.

„Wir fordern die Verantwortlichen im Kreistag und im Stadtrat auf, den vorliegenden Beschlussentwurf noch einmal gründlich zu prüfen und das Lüneburger Sinfonieorchester in der aktuellen Größe arbeitsfähig zu halten“, sagt Olshausen. „Nur so können die Musiker:innen weiter ihr Publikum begeistern, aktiv die Zukunft des Theaters mitgestalten und zum Zusammenhalt in der Stadtgemeinschaft beitragen.“

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Verbände fordern Abgabe von Musikstreaming-Plattformen

03.06.2025

Stellungnahme zum Vorschlag von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

Statistik
© CC

Köln/Berlin – Die Verbände PRO MUSIK, Deutsche Jazzunion, Bundesverband Popularmusik, unisono und FREO, die freischaffende und festangestellte Musiker*innen vertreten, begrüßen den Vorstoß des Kulturstaatsministers Wolfram Weimer, eine Abgabe für große Online-Plattformen einzuführen, und fordern, diese Abgabe auch auf Musikstreaming-Plattformen wie Spotify auszuweiten.

Sowohl die EU-Resolution vom 17.01.2024 1 als auch die kürzlich erschienene Studie des BKM zum Musikstreamingmarkt in Deutschland2 stellen erheblichen Handlungsbedarf fest. Die Musiker*innen und Musikautor*innen sind die wichtigsten Triebkräfte und die ersten Glieder in der Wertschöpfungskette, werden aber noch immer nicht in ausreichender Weise anerkannt oder vergütet.

Verschärfung der Krise

Die ausbleibende Vergütung im Musikstreaming verschärft die Krise aus wegbrechenden Kulturetats und sinkenden Live-Einnahmen bei gleichzeitigen Kostensteigerungen. “Zahlreiche Musikschaffende arbeiten unter prekären Bedingungen, da die Nutzung ihrer Werke weder angemessen vergütet noch eine faire Beteiligung angeboten wird, während die Musikindustrie, Ticketmonopole und insbesondere Musikstreamingkonzerne auf der Grundlage ihrer Arbeit Umsätze in Milliardenhöhe erzielen”, sagt Michael Griener, Vorsitzender der Deutschen Jazzunion.

Zahlte die Plattform Spotify 2023 noch etwa 68 Prozent ihres Umsatzes an Rechteinhaber*innen aus (ca. neun Milliarden € bei 13,2 Milliarden € Umsatz), waren es 2024 nur noch ca. 63 Prozent (ca. zehn Milliarden € von 15,7 Milliarden €). 75 Prozent der Ausschüttungen gingen an 0,1 Prozent der Musikschaffenden. Dieses Ungleichgewicht ist nicht länger tragbar. Durch die Abgaben wäre es möglich, alle Musikschaffenden sämtlicher Genres und Größenordnungen gerechter zu vergüten.

Internationale Vorbilder

Frankreich führte bereits 2021 eine ähnliche Abgabe für Streaming-Plattformen ein. Die Einnahmen fließen in einen Fonds zur Förderung der Musikproduktion und unterstützen besonders kleinere Künstler*innen und lokale Musikszenen. Auch in Kanada gibt es eine vergleichbare Abgabe.

Wir fordern Chancengerechtigkeit

Wir fordern eine substanzielle Abgabe aller Musikstreaming-Dienste in Deutschland. „Mit einer solchen Abgabe könnte das aus dem Gleichgewicht geratene System Musikstreaming wieder ins Lot gerückt werden”, sagt Christopher Annen, Vorsitzender von PRO MUSIK. Der Erlös soll nicht in den allgemeinen Steuerhaushalt fließen, sondern transparent direkt an diejenigen zurückfließen, die den Inhalt dieser Plattformen erarbeiten: die Musikschaffenden. Dabei muss sichergestellt werden, dass die Plattformen diese Abgabe nicht durch Einsparungen oder Umverteilungen auf Kosten der Musikschaffenden kompensieren – die Abgabe darf nicht zur weiteren Aushöhlung ihrer ohnehin unzureichenden Vergütung führen, sondern muss eine zusätzliche Einnahme für Musiker*innen darstellen.

Unterzeichnende Verbände:
PRO MUSIK – Verband freier Musikschaffender e.V.
Deutsche Jazzunion e.V.
BVPop – Bundesverband Popularmusik e.V.
unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung e.V.
FREO – Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V.

Kontakt:
PRO MUSIK – Verband freier Musikschaffender e.V
Louisa Halter (Interim Geschäftsführerin)
mail@promusikverband.de
www.promusikverband.de

Deutsche Jazzunion e.V.
Camille Buscot (Geschäftsführerin)
post@deutsche-jazzunion.de
www.deutsche-jazzunion.de

BV POP – Bundesverband Popularmusik e.V.
Markus Graf (stellvertretender Vorsitzender)
kontakt@bvpop.de
www.bvpop.de

unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung e.V.
Uli Müller (Pressesprecherin)
mueller@uni-sono.org
www.uni-sono.org

[1]https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2024-0020_EN.html

[2]https://kulturstaatsminister.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Pressemitteilungen/2025-02-10-streaming-studie.pdf

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Berliner Musikszene vereint gegen gravierende Kürzungen

14.05.2025

Kampagne startet mit Stimmen von Musikbegeisterten und Publikum

© LMR Berlin

Um nach den gravierenden Einschnitten weitere Kürzungen im Berliner Musik- und Kulturbereich zu verhindern, haben sich maßgebliche Musikinstitutionen und -verbände aus allen Bereichen zur Kampagne #DeineStimmeFuerMusik zusammengeschlossen. In einem ersten Schritt lädt die Kampagne Musikbegeisterte dazu ein, im Rahmen einer Postkartenaktion ihre persönlichen Erlebnisse bei Konzertbesuchen, im Amateurorchester, im Chor oder an anderen musikalischen Orten zu teilen. Dabei sollen sie schildern, welche Bedeutung Musik und Kultur für sie selbst und für Berlin haben.

Postkarten mit dem Kampagnenslogan #Deine StimmeFuerMusik werden ab dem 15. Mai zum Ausfüllen bei Veranstaltungen der teilnehmenden Musikinstitutionen und -verbände ausliegen. Sie können außerdem online ausgefüllt werden und sollen schließlich dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner übergeben werden. Die digitale Beteiligung erfolgt über die elektronische Postkarte. Auch in den sozialen Medien wird die Kampagne von allen Beteiligten unterstützt.

Jeder Euro, der in Berlin in die Kultur fließt, macht die Stadt ideell reicher und kurbelt auch den Tourismus an. Es lohnt einfach nicht, an der falschen Stelle zu sparen.

„Die Berliner Kulturszene ist so reich und weltweit anziehend, weil sie über Jahrzehnte wachsen konnte“, sagt unisono-Geschäftsführer Robin von Olshausen. „Weitere Kürzungen würden bleibenden Schaden anrichten, der kaum wieder gut zu machen ist. Jeder Euro, der in Berlin in die Kultur fließt, macht die Stadt ideell reicher und kurbelt auch den Tourismus an. Es lohnt einfach nicht, an der falschen Stelle zu sparen.“

Die Musikstadt Berlin lebt von den großen Institutionen genauso wie von der Freien Szene und der Musikwirtschaft. Musikalische Bildung und Amateurmusik bilden die Grundlage, ermöglichen Zugänge und Teilhabe. Alle Bereiche stehen im engen Austausch und hängen voneinander ab – Kürzungen in einem Bereich treffen unweigerlich auch alle anderen.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Landesmusikrat Berlin ist Teil des Aktionsbündnisses #BerlinIstKultur, das sich gegen Kürzungen im Kulturbereich ausspricht.

Ansprechpartnerin:
Franziska Stoff
Generalsekretärin, Landesmusikrat Berlin e.V.
E-Mail: stoff@landesmusikrat-berlin.de
Telefon: 0163 / 174 51 13

Der Landesmusikrat Berlin e.V. setzt sich für die Institutionen und Verbände ein, die das Berliner Musikleben prägen. Er vertritt und koordiniert die musikpolitischen Interessen seiner Mitglieder und berät den Senat sowie die Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus.

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unisono erleichtert über Rücktritt des Berliner Kultursenators

05.05.2025

Kultur braucht starke Fürsprecher im Senat

Berlin – unisono ist erleichtert über den Rücktritt des Berliner Kultursenators Joe Chialo (CDU). Die monatelangen, belastenden Diskussionen um massive Kürzungen im Kulturetat des Landes Berlin haben gezeigt, dass der Senator dieser Aufgabe nicht gewachsen war.

„Der Rücktritt von Joe Chialo als Kultursenator war überfällig“, sagt unisono-Geschäfts-führer Gerald Mertens. „Die vergangenen Monate haben deutlich gezeigt, dass die Kultur im Senat einen echten Fürsprecher braucht. Gerade der große, international beachtete Berliner Kulturbetrieb mit drei Opernhäusern, zwei Konzerthäusern, sieben großen Orchestern, zahlreichen Theatern, Bibliotheken, Museen, Musikhochschulen und einer großen freien Szene verlangt nach einer gut vernetzten und kompetenten Persönlichkeit an der politischen Spitze. Wir mussten schmerzlich feststellen, was passiert, wenn ein Senator diesen sehr hohen Anforderungen nicht genügt.“

Mertens meint abschließend: „Wir hoffen sehr, dass der Regierende Bürgermeister nun die Konsequenzen zieht und mit Augenmaß für eine Nachfolge sorgt. Mit einer Person, die die Kulturszene gut kennt, für sie eintritt und bei Strukturdiskussionen ihren Sachverstand einbringen kann. Berlin verdient eine Spitzenposition bei der Kulturförderung und seinem Führungspersonal.“

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Musik-Flashmob für nachhaltige Kulturfinanzierung

29.04.2025

Berufsmusikerinnen und -musiker aus ganz Deutschland demonstrieren in Wernigerode

Wernigerode: Flashmob #KunstBrauchtGunst für eine nachhaltige Kulturfinanzierung © unisono

Wernigerode – Unter dem Motto #KunstBrauchtGunst sind über 150 professionelle Musikerinnen und Musiker aus ganz Deutschland durch die Innenstadt von Wernigerode gezogen und haben mit einem musikalischen Flashmob ein bundesweites Signal für eine auskömmliche Kulturfinanzierung durch Bund, Länder und Kommunen gesetzt. Begleitet von mehreren hundert Schaulustigen und weiteren Mitwirkenden umrundeten sie im Stadtzentrum symbolisch das Konzerthaus Liebfrauen. „Wir appellieren an die Verantwortlichen bei Bund, Ländern und Kommunen, für eine nachhaltige Finanzierung der Kultur zu sorgen“, sagte unisono-Geschäftsführer Gerald Mertens während der Abschlusskundgebung vor dem Konzerthaus. Das betrifft vor allem Musik, Konzerthäuser, Musiktheater, freischaffende Musikerinnen und Musiker, Musikschulen und Musikhochschulen.

Der Aufbau einer gesunden Kultur-Infrastruktur dauert Jahre bis hin zu Jahrzehnten.

Der stimmungsvolle Demonstrationszug mit Gesang und zahlreichen Blechbläsern im Gefolge sowie Fanfaren vom Turm des Konzerthauses lud an mehreren Haltestellen zum Mitsingen eines Bach-Chorals mit einem umgedichteten Text ein. „Mit dem musikalischen Flashmob machen die professionellen Musikerinnen und -musiker darauf aufmerksam, dass sich die im Grundgesetz garantierte Freiheit der Kunst nur dann voll entfalten kann, wenn die öffentlichen Hände den finanziellen Rahmen auch entsprechend gestalten“, sagte Mertens.

Abschlusskundgebung auf der Terrasse vom Konzerthaus Liebfrauen in Wernigerode © unisono

Wenn sich Kultur und Kunst gesund und lebendig entwickeln sollen, dürfen sie nicht immer wieder auf dem Altar von Haushaltskürzungen geopfert werden. „Einschnitte können die Verantwortlichen rasch beschließen. Aber der Aufbau einer gesunden Kultur-Infrastruktur dauert Jahre bis hin zu Jahrzehnten“, sagte Mertens. Parallel zur Flashmob-Aktion schickte unisono einen offenen Brief an alle Staatskanzleien der Bundesländer sowie die kommunalen Spitzenverbände.

Anhänge:
Offener Brief an die Staatskanzleien aller Bundesländer und kommunale Spitzenverbände
Bach-Choral
Ein Video vom Flashmob finden Sie hier in Kürze.

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Koalitionsvertrag ohne klare Perspektiven für Profimusiker:innen

10.04.2025

Vage Absichtserklärungen statt konkreter Lösungen

Konzert Cellistin Geigerin Bratscher 3
© Dirk Hasskarl

Berlin – unisono begrüßt die Zusagen von CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag, Kultureinrichtungen zu unterstützen sowie freiberufliche Künstler:innen und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu stärken. Aber für die wachsende Zahl der Selbstständigen im Kulturbereich sowie für die öffentlich geförderten Theater und Orchester schreibt die Vereinbarung leider nur den Status Quo fort. „An zu vielen Stellen bleibt der Koalitionsvertrag bei vagen Formulierungen und Absichtserklärungen. Damit werden bestehende Probleme nicht gelöst, sondern lediglich vertagt“, sagt Robin von Olshausen, stellvertretender Geschäftsführer von unisono. „Eine klare Agenda für den künftigen Kulturstaatsminister ist ebenso wenig erkennbar wie ausformulierte und messbare Ziele, die den Kulturbereich angesichts der aktuellen multiplen Krisen zukunftsfest machen. Statt eines großen Wurfs also leider nur viel Kleinklein.“

Gemäß Vereinbarung wollen die künftigen Regierungsparteien „national bedeutsame Kultureinrichtungen unterstützen“. Daraus lässt sich zumindest eine grundsätzliche Bereitschaft erkennen, auch Theater und Orchester in kommunaler oder Landesträgerschaft zu fördern. „Wir erwarten, dass sich diese Unterstützung in konkreten finanziellen Maßnahmen niederschlägt, etwa durch eine langfristige Absicherung der Bundesmittel für unterfinanzierte Einrichtungen wie die Theater in Berlin und Sachsen“, sagt Olshausen.

Auch freischaffende Berufsmusiker:innen hatten sich mehr erhofft. Das allgemeine Bekenntnis zur Stärkung der Künstlersozialkasse bleibt hinter den Erwartungen zurück; es garantiert keine zusätzliche soziale Absicherung. Seit Jahren setzt unisono sich zum Beispiel für eine nachhaltige Lösung der Frage der Sozialversicherungspflicht von Orchesteraushilfen ein. Entsprechende Konzepte liegen beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales auf dem Tisch, finden dort jedoch bislang keine Beachtung. Olshausen: „Diese Blockade muss enden und der oder die künftige Minister:in endlich handeln.“

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#FaireVergütung für selbstständige künstlerische Arbeit

08.04.2025

Kulturetats und Förderprogramme müssen erhöht werden!

Konzert Cellisten in neon
© shutterstock.com / DeshaCAM

Berlin – Die neue Bundesregierung, aber auch die zuständigen Politiker:innen auf Landes- und Kommunalebene, sind dringend aufgefordert, sich bundesweit für eine Aufstockung der Kulturhaushalte und Förderprogramme einzusetzen. Ziel muss es sein, in öffentlich geförderten Projekten und Institutionen faire Honorare und nicht nur Mindesthonorare für selbstständige künstlerische Leistungen zu bezahlen. Bereits mit den aktuellen Förderbudgets ist die durch den Deutschen Musikrat (DMR) im März 2025 veröffentlichte Empfehlung für Honoraruntergrenzen in durch BKM geförderten Projekten und Einrichtungen 2025/26 mit einem Tagessatz von 300 Euro nur schwer zu realisieren. Der DMR macht in der Empfehlung deutlich, dass die eigentlich angemessenen – leider derzeit kaum realisierbaren – Honorare gut das Doppelte betragen würden. Werden allerdings die Kulturhaushalte in Bund, Ländern und Kommunen und damit auch die Fördertöpfe für das Musikleben nicht entsprechend erhöht, sind angemessene Honorare im Kreativbereich auch künftig mehr Wunsch als Wirklichkeit.

Antje Valentin, Generalsekretärin des Deutschen Musikrats, betont daher: „Der Beruf der Musikerin oder des Musikers muss endlich attraktiver werden – auch durch eine wertschätzende, fachkundige und angemessene Förderpolitik. Als Dachverband des Musiklebens engagieren wir uns dafür, die freien Strukturen der Kulturlandschaft und damit auch die kulturelle Vielfalt dieses Landes zu schützen und zu fördern.“

Lena Krause, Geschäftsführerin von FREO – Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V., bekräftigt: „Die freie Musikszene bereichert die Musiklandschaft in Deutschland. Doch dem großen künstlerischen Erfolg steht in der Regel eine prekäre Einkommenssituation der Musiker:innen gegenüber. Auf lange Sicht ergeben sich in diesem Zusammenhang unweigerlich hohe gesamtgesellschaftliche Folgekosten. Kulturförderung kann zwar keine Maßnahme zur sozialen Absicherung sein – wo aber Förderung gewährt wird, müssen existenzsichernde Honorare gezahlt werden.“

Robin von Olshausen, Mitglied der Geschäftsführung von unisono – Deutsche Musik- und Orchestervereinigung e.V., ergänzt: „Die hohe künstlerische Qualität und das gesellschaftliche Engagement professioneller Musiker:innen stehen in eklatantem Widerspruch zu ihrem oft prekären Einkommen. Wer jahrelang auf höchstem Niveau arbeitet, darf im Alter nicht in Armut leben müssen.“

Camille Buscot, Geschäftsführerin der Deutschen Jazzunion e.V., erläutert: „Deutschlands Musiklandschaft steht für Vielfalt – ihre Konzepte, Ideen und Inspiration brauchen wir gerade in diesen herausfordernden Zeiten für unsere Gesellschaft und Demokratie. Dafür braucht es eine starke Förderlandschaft, die auch abseits von Wirtschaftslogiken für die Kunst genau diese Räume des Neuen und Experimentellen ermöglicht, wie Jazz und Improvisierte Musik es tun.“

Die Studie Professionelles Musizieren in Deutschland, 2023 vom Deutschen Musikinformationszentrum (miz) veröffentlicht, macht mit repräsentativen Daten zur Arbeitsrealität und Einkommenssituation von Berufsmusizierenden die aktuellen Herausforderungen in Deutschland für dieses Berufsfeld deutlich. Nur etwa 30 % der professionellen Musiker:innen leben demnach ausschließlich von der Musik. Fast die Hälfte von ihnen geht zusätzlich musikpädagogischen und knapp ein Drittel nicht-musikalischen Tätigkeiten nach, um ihren Lebensunterhalten zu bestreiten. Fast ein Fünftel der professionellen Musiker:innen verdient monatlich weniger als 1.500 Euro. Zudem verdienen Freischaffende im Schnitt erheblich weniger als festangestellte Musiker:innen, Frauen weniger als Männer.

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unisono-Kulturpreis für Rainer Schulze

03.04.2025

Sonderpreis geht an Münchner Musikhochschulrektorin Prof. Lydia Grün

© unisono

Berlin – Der Kulturpreis der deutschen Orchester geht 2025 an den Wernigeröder Kommunalpolitiker und Kulturaktivisten Rainer Schulze. „Mit dem Kulturpreis ehren wir das außergewöhnliche persönliche Engagement von Rainer Schulze für Kunst und Kultur in Wernigerode und Umland, das als Vorbild weit darüber hinaus strahlt“, sagt unisono-Geschäftsführer Gerald Mertens. „Ohne ihn gäbe es in Wernigerode womöglich bis heute kein hochmodernes Konzerthaus und auch kein Philharmonisches Kammerorchester mehr. Neben seinen Tätigkeiten als Buchhändler und Verleger, als Sänger und Kabarettist am Klavier hat sich Rainer Schulze vor allem auch für den Erhalt zahlreicher Baudenkmäler eingesetzt, auch für die Umnutzung der Liebfrauenkirche Wernigerode als neues Konzerthaus. Das empfand die Jury als ebenso außergewöhnlich wie preisverdächtig.“

Rainer Schulze
Rainer Schulze © Christine Trosin

Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Er wird am 29. April 2025 in Wernigerode in einer abendlichen Feierstunde im Rahmen der unisono-Delegiertenversammlung übergeben. Die Laudatio hält Staatsminister Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei und Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt.

Ein undotierter Sonderpreis geht an Prof. Lydia Grün. Die Kulturmanagerin, Musikwissenschaftlerin und Publizistin ist seit Herbst 2022 Präsidentin der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM). Sie setzt sich in besonderem Maß gegen Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexualisierte Gewalt ein. Unter ihrer Leitung hat die HMTM die Erkenntnisse aus der ersten wissenschaftlichen Studie zu Machtmissbrauch an einer Musikhochschule in einen Handlungskatalog überführt. Damit setzt sie den Fokus auf Verantwortung für Strukturen, Transparenz und Prävention.

Lydia Grün
Lydia Grün © Adrienne Meister

Der Kulturpreis der deutschen Orchester wird seit 1979 in der Regel alle drei Jahre an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Orchesterkultur und Rundfunkensembles in Deutschland besonders verdient gemacht haben. Zu den Ausgezeichneten gehören u.a. Gewandhauskapellmeister Kurt Masur, der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth, der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen oder der Dirigent Gerd Albrecht. Über die Vergabe entscheidet eine Jury, die sich aus dem unisono-Vorstand und der Chefredaktion der Fachzeitschrift das Orchester zusammensetzt.

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Bundesweite Helmpflicht an deutschen Bühnen und Orchestern

01.04.2025

Gewerkschaften fordern Tarifverhandlungen zum Schutz der Beschäftigten

© GDBA

Berlin, Hamburg – Aufgrund der drastischen Kürzungen der Kulturetats in zahlreichen Städten wie bspw. in Berlin, München, Plauen und Zwickau fordern die Künstler:innen-Gewerkschaften zum Schutz der Beschäftigten die Einführung einer Helmpflicht. Deshalb bestehen BFFS, GDBA, unisono und VdO auf die Aufnahme von Tarifverhandlungen mit dem Deutschen Bühnenverein. Es ist mit Warnstreiks zu rechnen, wenn der Verhandlungsaufforderung nicht nachgekommen wird.

Die fortwährende Sanierungsbedürftigkeit vieler Häuser – darunter Spielstätten in Coburg, Augsburg, Frankfurt, Trier, Rostock und zuletzt die Komische Oper Berlin – führt zu zunehmend prekären Arbeitsbedingungen. Beschäftigte sind häufig mit improvisierten Bühnen- und Probenräumen, baulichen Mängeln und Provisorien konfrontiert.

Das neu aufgelegte Infrastrukturprogramm der Bundesregierung sieht keine Förderung für die deutschen Bühnen und Orchester vor, da der Bereich Kultur nach wie vor als freiwillige Leistung gilt. Gleichzeitig gleicht die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft einer Baustelle.

Laut Arbeitsschutzgesetz, den Unfallverhütungsvorschriften und betrieblichen Gefährdungsbeurteilungen sind Arbeitgeber verpflichtet, für den Schutz der Beschäftigten zu sorgen. Deswegen fordern die Künstler:innen-Gewerkschaften die Einführung der bundesweiten Helmpflicht nach dem Motto: “Oben ohne? Nicht mit mir!”

Durch die Helmpflicht können die Bühnen und Orchester die gesetzlichen Anforderungen einhalten, ohne dass kostspielige Sanierungen sofort umgesetzt werden müssen.

„Kommunale Haushalte stehen unter immensem Druck, während die Tarifsteigerungen für die Beschäftigten in Frage gestellt werden. Mit der Helmpflicht wollen wir den Bühnen und ihren Trägern entgegenkommen, um Spielraum für faire Bezahlung zu schaffen”, so Lisa Jopt, geschäftsführende Präsidentin der GDBA.

„Der Kulturauftrag der Städte und Länder muss trotz der aktuell schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen erfüllt werden. Doch nur wenn die individuelle Sicherheit auf, über, unter, neben und vor der Bühne gewährleistet ist, kann der Spielbetrieb wie in bisher gewohnter Weise aufrechterhalten werden“, erklärt Gerrit Wedel, 1. Geschäftsführer der VdO.

„Die Helmpflicht stellt eine praktikable Lösung dar, um den laufenden Betrieb weiterhin zu ermöglichen, bis bauliche Maßnahmen umgesetzt werden können. Dennoch muss langfristig ein umfassender Schutz auch für Instrumente und Bühnentechnik sichergestellt werden“, sagt Robin von Olshausen, Mitglied der Geschäftsführung von unisono.

„Bei Gesprächen auf politischer Ebene merkten wir schnell eine große Erleichterung. Die Aktion nimmt richtig Druck aus der Debatte. Das spürt am Ende auch das Publikum“, ergänzt Bernhard F. Störkmann, geschäftsführender Justiziar des BFFS.

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Musikstreaming: mehr Fairness und Transparenz

21.02.2025

Gemeinsames Statement Musikschaffender

Laptop und Schreibblock

Berlin / Köln – Als Verbände und Initiativen, die Musikschaffende vertreten, begrüßen wir die Ankündigung von Kulturstaatsministerin Claudia Roth, sich für mehr Fairness und Trans-parenz im Musikstreaming einzusetzen. Die in der Pressemitteilung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) vom 11.02.2025 zitierten Zahlen aus der kürzlich veröffentlichten und von der BKM geförderten Musikstreaming-Studie bestätigen unsere langjährigen Erfahrungen: Wenn 75 % der Streaming-Umsätze auf nur 0,1 % der Künstler*innen entfallen und gleichzeitig 68 % der Musikschaffenden weniger als 1 Euro Umsatz generieren, zeigt dies die massive Schieflage im aktuellen System.

Die von Roth vorgeschlagenen Maßnahmen gehen in die richtige Richtung; insbesondere die Forderungen nach mehr Transparenz bei Algorithmen und Abrechnungen sowie die Prüfung alternativer Vergütungsmodelle wie eine nutzerzentrierte Abrechnung. Allerdings braucht es jetzt schnelle und konkrete Umsetzungsschritte. Die angekündigte Unterstützung für Inde-pendent-Künstler*innen und Newcomer*innen ist wichtig, kann aber nur ein erster Schritt sein. Von der neuen Bundesregierung erwarten wir, dass sie unter Einbezug der Verbände, die Musikschaffende vertreten, die vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzt.

Wir unterstützen ausdrücklich die Initiative des EU-Parlaments zur Regulierung des Streamingmarktes vom 17.01.2024. Die Zeit für grundlegende Reformen in Europa ist überreif, damit Musikschaffende von ihrer kreativen Arbeit auch im digitalen Zeitalter leben können.

Wir behalten uns vor, uns noch ausführlich zur Studie selbst zu äußern.

Unterzeichnende Musikverbände:
PRO MUSIK Verband freier Musikschaffender e.V., Faire Share Initiative e.V., DEFKOM – Deutsche Filmkomponist:innenunion, unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung e.V.,  mediamusic e.V., VERSO – Vereinigung Songwriter, Deutsche Jazzunion e.V., FREO – freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V., D-Popkultur e.V., mit Unterstützung der Initiative Urheberrecht

Christopher Annen, PRO MUSIK – Verband freier Musikschaffender:
“Wir setzen uns schon seit längerem für eine kritische Betrachtung des derzeitigen ProRata-Vergütungsmodells ein. Es kann nicht sein, dass die Abo-Gebühren nicht an die Artists gehen, die ich gehört habe, sondern nur an die, die weltweit am meisten gehört werden. Transparenz ist die Grundlage für eine Diskussion auf Augenhöhe, und diese muss nun endlich hergestellt werden!”

Daniel Flamm, VERSO:
„Für uns Urheber*innen ist es von entscheidender Bedeutung, dass das geltende Abrechnungssystem in seiner Verteilung und Transparenz grundsätzlich überarbeitet wird. Der unverhältnismäßig niedrige Anteil der Songwriter*innen an der Wertschöpfungskette muss korrigiert werden.“

Fair Share:
„Die Feststellung, dass die Studie den Handlungsbedarf beim Musikstreaming bestätigt, zeigt einmal mehr, dass wir nicht nur legislativ Voraussetzungen für ein Equal Level Playing Field schaffen müssen, sondern mit an den Verhandlungstisch gehören, wenn Labels und Musikstreaming-Dienste über Verteilungsschlüssel und Vergütungsmodelle entscheiden.“

D-Popkultur:
“Intransparente Vergütungsketten, geringe Beteiligung am Umsatz und die Gleichsetzung mit KI-generierter und funktionaler Musik: Die Studie bestätigt, was wir Künstler*innen seit Jahren erleben. Das Ökosystem Musikwirtschaft wurde aus dem Gleichgewicht gebracht. Wir brauchen transparente und faire Verteilungsmechanismen, die sicherstellen, dass Künstler*innen angemessen an den Einnahmen ihrer eigenen Musik beteiligt werden.”

unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung:
“Die Mängel im System der Streamingvergütungen sind seit Jahren bekannt. Obwohl konkrete Lösungsvorschläge auf dem Tisch liegen, geht es nicht voran. Die künftige Bundesregierung muss endlich tätig werden. Es kommt darauf an, die Macht einzelner Akteur*innen zugunsten des Wohls aller Beteiligten einzudämmen.“

Lena Krause, FREO – freie Ensembles und Orchester in Deutschland:
„Die Studie verdeutlicht, was wir als freie Ensembles und Orchester seit Langem beobachten: Das derzeitige Vergütungssystem im Musikstreaming benachteiligt diejenigen, die künstlerische Vielfalt und kulturelle Innovation tragen. Wir brauchen endlich transparente Abrechnungsstrukturen und faire Verteilungsschlüssel, die sicherstellen, dass die Wertschöpfung bei den Urheber*innen und Interpret*innen ankommt. Die Kultur- und Musiklandschaft darf nicht den Interessen weniger Großakteure geopfert werden.“