Trauer um ältestes unisono-Mitglied
Als ältestes unisono-Mitglied ist Eberhard Wangemann (Foto: Jörg Brüggemann) am 17. August im Alter von 104 Jahren in Berlin verstorben. Wangemann war von 1955 bis 1985 Geiger im Radio-Symphonie-Orchester Berlin, dem heutigen Deutschen Symphonieorchester (DSO). Er war viele Jahre Vorsitzender des Orchestervorstands und Mitglied des Kuratoriums. Für sein Engagement wurde er 1984 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet und 1985 zum Ehrenmitglied des Orchesters ernannt.
Eberhard Wangemann, geboren 1920 in Leipzig, spielte 30 Jahre bis zu seiner Pensionierung im heutigen DSO. Im Oktober 1955 erhielt der Geiger einen festen Vertrag, als das Orchester noch RIAS-Symphonie-Orchester hieß. Ab 1962 gehörte er dem Orchestervorstand an – in Zeiten, in denen Entscheidungen von großer Tragweite zu treffen waren. Nachdem Lorin Maazel nach elf Jahren als Chefdirigent das Orchester verlassen hatte, gestaltete sich die Suche nach dem richtigen Nachfolger schwierig. Dem Vorstand um Eberhard Wangemann ist es wesentlich zu verdanken, dass man damals auf die Energie und Ideen junger, herausragender Talente baute: Der 29-Jährige Riccardo Chailly erwies sich auf der Position des Chefdirigenten ebenso als Glücksgriff wie kurz zuvor der damals 32-jährige Peter Ruzicka als Intendant. Wangemann setzte sich für das Orchester auch als Mitglied im Kuratorium des Klangkörpers ein. Für sein vielfältiges, beharrliches und unbeirrbares Engagement wurde er 1984 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Auch nach seiner Pensionierung blieb er als Ehrenmitglied dem Orchester verbunden. Er besuchte bis zu seinem 100. Lebensjahr regelmäßig die Konzerte, schrieb und berichtete über dessen Geschichte, riet und beriet, wann immer er darum gebeten wurde. Auch als Pensionär hielt er bis zum Schluss seiner Gewerkschaft unisono die Treue.
Im Nachruf des DSO-Orchestervorstands heißt es: »Wir würdigen Eberhard Wangemann als wichtiges Vorbild für alle, die nach ihm ins Orchester aufgenommen wurden. Er hat sich in seiner aktiven Zeit im Vorstand engagiert und in mitunter turbulenten Zeiten die Geschicke des Orchesters maßgeblich beeinflusst. Bis ins höchste Alter hielt er den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen und bleibt uns allen als treuer Konzertgänger und enger Freund des Orchesters in Erinnerung.«
23. August 2024